Sathya Sai Baba spricht 6

Bd. 6 (1967-68) 2. überarbeitete Auflage 2013, 424 Seiten, kartoniert

Bestell-Nr. 1046, ISBN 978-3-932957-73-4

Gott ist die Quelle aller Liebe. Liebt Gott, liebt die Welt als Gewand Gottes, nicht mehr, nicht weniger. Durch Liebe könnt ihr ins Meer der Liebe eingehen. Liebe heilt Kleinlichkeit, Hass und Kummer. Liebelockert Fesseln und bewahrt den Menschen vor der Qual der Geburt und des Todes. Liebe verbindet alle Herzen in einer zarten, gewinnenden Symphonie. Mit den Augen der Liebe betrachtet, sind alle Wesen schön, alle Taten geweiht, alle Gedanken unschuldig. Die Welt ist eine einzige, riesige Familie.

 

Der Mensch wird in der Gesellschaft geboren, er ist in der Gesellschaft aufgewachsen, er wird gut oder schlecht geformt durch den subtilen Einfluss der Gesellschaft. Er beeinflusst als Mitglied der Gesellschaft seinerseits die Menschen, die mit ihm zusammenkommen. Sein Leben erhält eine neue Richtung und passt sich den Normen, Sitten und Verhaltensmustern der Gesellschaft an, in die erdurch die Auswirkungen seines angesammelten Karmas hineingeboren wurde. Körper (deha) und Land (desha) sind unentwirrbar miteinander verflochten. Der Körper ist eine Hülle für den Geist(spirit) des Menschen, das Land ist eine andere. Nutzt die Gesellschaft für euren Aufstieg, versucht, die Gesellschaft so zu formen, dass sie dem Aufstieg der Individuen hilft und sie nicht von Gottabwendet.

 

Erlernt die Fähigkeit, inneren Frieden zu erlangen

Jeder hat ein Verlangen nach Sicherheit, Frieden, Freude und Glück. Nur glauben die meisten, dass diese aus der sie umgebenden Natur zu gewinnen seien. Als Ergebnis davon vergeuden sie die Jahre mit Essen und Trinken, Spielen und Ruhen, Verdienen und Ausgeben. Der Mensch bewegt sich von der Wiege bis zum Grab und wieder von der Wiege bis zum Grab und lässt sich dahintreiben, ohne zu wissen, wo seine Reise begonnen hat und wohin ihn seine Schritte durch Zeitalter hindurch tragen werden. Der Mensch hat durcheine Reihe anstrengender Leben als Angehöriger niederer Spezies einmalige Qualitäten des Verstandes und des Herzens erworben. Von diesem Sieg ist aufgrund seiner passiven Trägheit nichts mehr übriggeblieben.

 

Ihr müsst die Fähigkeit erwerben, durch die Wogen von Freud und Leid, von Mühe und Nutzen hindurch zu schwimmen. Ihr müsst Meister werden in der Kunst, völlig entspannt, ruhig und unberührt zu sein, was auch immer dem Körper, den Sinnen oder dem Geist (mind) zustoßen mag. Sie sind untätig, wenn sie nicht vom inneren Ich, der Intelligenz, dem Bewusstsein, gedrängt werden. Erlernt die Fähigkeit, inneren Frieden zu erlangen und zu behalten, die Kunst, euch des Atman als der inneren Wirklichkeit stets bewusst zu sein, dann könnt ihr sicher in der Welt umherwirbeln, so schnell es euch gefällt.

 

Der Mensch ist krank, aber er nimmt zu Mitteln Zuflucht, die nicht heilen können. Stellt euch selbst die Diagnose, entdeckt die Grundursachen und wendet das richtige Heilmittelan – das ist die Methode der Weisen. Lauft keinen Quacksalbern oder Pseudo-Allheilmitteln hinterher. Sät die Saat der Liebe (prema), nachdem ihr den Boden des Herzens vorbereitet und das Unkrautentfernt habt. Lasst siewachsen, bewässert sie mit Glauben, und sie wird Blüten der inneren Stärke (sahana)treiben. Später könnt ihr euch der Frucht sichersein: Frieden (shānti). Das ist die Aufgabe, das ist die Pflicht, das muss das Gelübde sein.

 

Die Formen der Verehrung, die Wortwahl der Anbetung und die Art der Anrede mögen variieren, aber alle Religionen sind auf dieselbe Vollendung ausgerichtet. In allen Gliederndes Körpers zirkuliert derselbe Blutstrom. Derselbe göttliche Strom aktiviert das ganze Universum. Führt euch diesen überragenden Architekten vor Augen, diesen unbegreifbaren Designer, diesen unsichtbaren Lebensspender. Hierunter versteht man die Verwirklichung der Vaterschaft Gottes und der Bruderschaft der Menschen. Lasst euch nicht von der Geschäftigkeit des Lebens aufsaugen, vergesst in eurem Kampf um Überleben und Erfolg den Gott nicht, der das Leben ermöglicht hat.

 

Das Leben ist nur ein beiläufiges Durchblättern wert

Das Leben ist eine Zeitung. Lest sie in gewohnter Weise: Überschriften, ein paar Spalten, an denen ihr Gefallen findet, und dann werft sie weg. Schenkt ihr keine größere Aufmerksamkeit. Morgen ist sie „Altpapier“. So ist auch das Leben nur ein beiläufiges Durchblättern wert, legt es nicht für eine zweite Durchsicht zurecht. Eine Geburt ist genug. Lasst den Tod, der auf euch zukommt, den letzten sein.

 

Wenn ihr dem Einzelnen eure Aufmerksamkeit schenkt, drängen sich euch Unterschiede auf. Richteteure Aufmerksamkeit auf das Kollektive (samashti), dann werden die Merkmale der Übereinstimmung erkennbar. Konzentriert ihr euch auf die äußeren Bezeichnungen –Hindu, Christ, Moslem, Parsi, Buddhist –, werdet ihr Hochmut, Verachtung oder Hass entwickeln. Wenn ihr euch jedoch auf den Kampf konzentriert, dem sich der Mensch unterzieht, um sich von der Ebene des Fleisches zu erheben und die Ebene der Göttlichkeit zu erreichen, dann verlieren alle Unterschiede ihre Bedeutung. Dann ist alles Liebe, Kooperation, gegenseitige Ermutigung und Anerkennung.

 

Wendet euch der inneren Bedeutung zu, dem tieferen Sinn von religiösen Symbolen, Riten und Zeremonien. Die äußeren Formen und Formalitäten stehen im Einklang mit den Bedürfnissen der Örtlichkeiten, Zeiten und Menschen. Manche unter euch mögen eine Süßspeise mehr als eine andere, die anderen sind nicht der Ansicht, dass eure Lieblingsspeise die schmackhafteste sei. Aber welches Gericht es auch immer ist, alle sind sie mit derselben Substanz gesüßt, nämlich Zucker. Ähnlich sind alle Dinge und Wesen mit demselben Prinzip gesüßt, mit Gott.

 

Lasst größte Freude euren andauernden Besitz sein

Jene, die nörgeln und kritisieren und Fragen stellen wie diese: „Wenn es einen Gott gibt, wo ist er? Wie sieht er aus?“, sind nicht über die ersten Buchstabendes Alphabetes spiritueller Suche hinausgekommen. Erst wenn man das ganze Alphabet beherrscht, kann man Wörter lesen und mit Sätzen, Abschnitten und Büchern fortfahren. Wenn euch das „Ich“ unbekannt ist, wie könnt ihr da das „Ich“ aller Ichs kennen, das Ich, das jedes Ich seine Ich-heit erleben lässt? Der Nebel der Unwissenheit verbirgt dieses Ich vor euch hinter den Ichs. Er wird in der Hindu-Philosophie Täuschung (maya) genannt. Er wird mit einer Zauberin, einer Tänzerin (nartakī), einer schlauen Frau verglichen, die durch ihren Tanz eure Intelligenz verleitet. Die Tänzerin (nartakī) kann durch das Besingen der Herrlichkeit Gottes in vollem Vertrauen auf seine Gnade (kīrtana) bewegungsunfähig gemacht werden. Beachtet, dass „Kīrtana“ die Umkehrung von „Nartakī“ ist; Weisheit ist überwundene Unwissenheit. Kīrtana hält den Blick klar und richtet ihn auf das Erhabene und das Höchste.

 

Ihr alle seid Gefäße der göttlichen Liebe. Teilt sie und verbreitet sie. Drückt diese Liebe in Taten des Dienens, in Worten des Verständnisses und in Gedanken des Mitgefühls aus. Wenn ihr gerade vom Schlaf erwacht, wisst ihr, dass der Traum, den ihr hattet, nur eine Angelegenheit von Minuten war, obwohl die Kette der Ereignisse in eurem Traumviele Jahre umfassen kann. Genauso wird euch dieses Leben als eine vorübergehende Affäre erscheinen, wenn ihr nach diesem kurzen „Traum des Lebens“ zur Erkenntnis (jnāna) erwacht. Seid immer voller Freude, damit ihr mit einem Lächeln gehen könnt und nicht vor Kummer wimmert, wenn der Tod kommt. Ich segne euch, auf dass ihr euer Leben und eure Aktivitäten so gestalten mögt, dass diese höchste Freude zu eurem bleibenden Besitz wird.

 

Kampala (Uganda, Ostafrika) 7. Juli 1968

Übersetzung: Mitglieder der Sathya Sai Vereinigung