Seine Geschichte - von ihm selbst erzählt

„Seine Geschichte“ wurde aus Ansprachen zusammengestellt, in denen Sathya Sai Baba über seine Kindheit und Jugend redet. Ein Stück Weltgeschichte, Menschheitsgeschichte, erzählt vom Avatar selbst.

 

1. Auflage 2010, 164 Seiten, kartoniert, Bestell-Nr. 1022

ISBN 978-3-932957-60-4

 

Leseprobe

Kondama Raju, eine erleuchtete Seele

Kondama Raju, der Großvater dieses Körpers, verehrte regelmäßig den heiligen Venkavadutha (ein Heiliger, der ein Vorfahre der Ratnakara-Familie war) mit Gottesdiensten (puja). Kondama Raju hatte zwei Söhne, Pedda Venkama Raju und Chinna Venkama Raju. Pedda Venkama Raju war der Vater dieses Körpers. Kondama Rajus jüngerer Bruder hatte ebenfalls zwei Söhne. Sie hießen Subba Raju und Venkata Rama Raju. Diese vier Söhne wohnten glücklich und zufrieden unter einem Dach. Sie lebten in einer Großfamilie. Die Söhne konnten als Brüder gut miteinander auskommen, aber die Schwiegertöchter lebten nicht wie Schwestern. Mit der Zeit entstanden aufgrund der Disharmonie zwischen den Schwiegertöchtern auch Differenzen zwischen den Brüdern, und sie entschlossen sich, nicht mehr zusammenzuwohnen. Damals war ich noch sehr klein. Eines Tages sagte Kondama Raju während einer Unterhaltung zu mir: „Mein liebes Kind, du hast ein reines und heiliges Herz. Was immer du sagst, ist die reine Wahrheit. Ich habe etwas beschlossen, und ich brauche deine Meinung dazu.“ Da fragte ich: „Großvater, was hast du beschlossen?“ Er antwortete: „Ich möchte diese vier Söhne trennen.  Ich unterstützte seine Ansicht mit dem Kommentar: „Sehr gut! Diese vier Familien haben jahrelang in gutem Einvernehmen zusammen gewohnt, aber nun haben sie das Verständnis füreinander verloren. Darum ist es besser, sie getrennt wohnen zu lassen.“ Da fragte Kondama Raju mich: „Mein liebes Kind, woher weißt du das alles?“ Ich entgegnete: „Es zeigt sich durch ihre Gedanken, Worte und Taten. Braucht man noch mehr Beweise?“ Kondama Raju freute sich sehr und sagte: „Du hast eine wunderbare Antwort gegeben. Ich werde meinen Plan noch heute in die Tat umsetzen.“ Er rief die vier Söhne zu sich und sagte: „Liebe Söhne! Von heute an sollt ihr getrennt wohnen und jeder soll seine eigenen Familienangelegenheiten regeln. Habt ein glückliches Leben!“ Sie stimmten diesem Arrangement gern zu, da den Frauen Toleranz, Duldsamkeit und Verständnis füreinander abhanden gekommen waren. Kondama Raju rief seine vier Söhne zusammen und sagte: „Teilt allen Familienbesitz unter euch auf. Ich möchte nichts davon.“ Da baten die Söhne: „Bitte wohne doch bei jedem von uns abwechselnd jeweils ein halbes Jahr lang.“ Kondama Raju wollte auf diesen Vorschlag nicht eingehen. Er sagte ihnen rundheraus: „Ich komme nicht in eure Häuser; ich brauche euer Essen nicht. Was immer ich erworben habe, könnt ihr unter euch Vieren gerecht aufteilen. Gebt mir nur eines, den wertvollsten Besitz.“ Die Söhne fragten, was das wohl sei, und er sagte: „Gebt mir Sathya. Wenn dieser eine Junge bei mir ist, habe ich alles. Ich brauche sonst nichts.“ Er fragte mich: „Möchtest du zu mir kommen?“ Ich sagte: „Ja“, und ging mit ihm. Von da an wohnte ich bei Kondama Raju. (...) Von Geburt an habe ich keine Süßigkeiten zu mir genommen. Würde ich Süßes essen, brächten  Hunderte von Devotees mir alle möglichen Süßigkeiten. Ich esse weder Obst noch Milch noch Joghurt. Meine Ernährung ist sehr einfach. Ein bisschen Hirsebrei mit Erdnusssoße oder Spinat genügt mir. Kondama Raju mochte dieses Essen auch gern. Er sagte immer: „Mein Lieber, gib mir bitte dasselbe zu essen, was du zu dir nimmst.“ Wenn ich morgens aufstand, erledigte ich schnell meine Hausarbeiten und kochte ein bisschen Hirsebrei mit Spinat oder Erdnusssoße für mich und den Großvater. Alle Nachbarn in unserer Straße mochten das, was ich gekocht hatte, gern. Wenn ich von der Schule nach Hause kam, standen schon allerhand Kranke vor dem Haus Schlange. Sobald ich die Wohnung betrat, sagte Kondama Raju: „Liebling, die Leute sind krank und haben Fieber. Sie sagen, dass sie ein bisschen Pfeffersuppe (rasam) von dir möchten. Bitte koch ihnen das schnell.“ Ich kochte dann rasch diese Suppe und füllte ihre mitgebrachten Becher damit. Wenn sie diese Pfefferbrühe getrunken hatten, waren sie gleich froh und erleichtert und sagten, dass sie sich nun gesund fühlten. Ich bin ein sehr erfahrener Koch! Daher kamen auch die Nachbarn oft zu uns und aßen, was ich zubereitet hatte. Die Traditionen und Bräuche in den Dörfern haben sich sehr gewandelt. Früher kamen die Wäscher und die Friseure an Festtagen wie zum Beispiel Neujahr (Yugadi) und Samkranti in die Häuser und bekamen dort etwas Besonderes zu essen. In unserem Haus wohnten nur Kondama Raju und ich. Daher kochte ich an Festtagen für uns  beide und die Besucher. Zu den Festen bereiteten Mutter Easwaramma, Venkamma und  Parvatamma (die Schwestern dieses Körpers) daheim Bobbatlu zu, eine besondere Süßspeise. Ich dachte mir, ich müsse das auch in unserer Wohnung zubereiten. So stellte ich dann diese Süßigkeiten an den Festtagen her und gab sie dem alten Mann zu essen. Bei diesen festlichen Gelegenheiten wurden auch der Wäscher und der Friseur großzügig von mir bewirtet. An einem Festtag kam Pedda Venkama Raju wegen irgendeiner Angelegenheit zu uns, während wir gerade aßen. Kondama Raju lud ihn zum Essen ein. Er sagte: „Mein lieber Sohn, heute ist ein Feiertag. Iss hier mit uns.“ Venkama Raju war einverstanden und aß mit uns. Er lobte mich und sagte, dass alles sehr gut schmecke. Er ging sogar so weit, zu sagen: „Ich weiß nicht, was mit den Frauen los ist. Heutzutage bereiten sie die Gerichte nicht mehr so schmackhaft zu!“ Als er nach Hause kam, schimpfte er tüchtig mit Easwaramma und Venkamma. Er sagte: „Hört mal! Sathya macht das Essen und die Süßigkeiten, die Bobbatlus so lecker – ab morgen geht ihr zu ihm und bringt mir, was er kocht. Ich will nichts anderes mehr essen.“ Easwaramma und Venkamma waren recht unglücklich über diesen unerwarteten Vorwurf. Sie kamen zu mir gelaufen, ließen ihren Ärger an mir aus und sagten:
„Sathya! Deinetwegen hat Vater uns seinen Zorn kosten lassen. Was fällt dir ein, so leckeres Essen zu kochen!“ Einmal geschah es, dass nachts, als ich schlief, das OM aus meinem Atem erklang. Kondama Raju, der neben mir schlief, war überrascht. Er hielt sein Ohr nahe an meinen Mund und lauschte dem Klang meines Atems. Früh am nächsten Morgen sagte er: „Sathya, mein Liebling, wir müssen dieses Ereignis feiern!“ Ich fragte: „Was für ein Ereignis, Großvater?“ Er entgegnete: „Letzte Nacht hörte ich das OM aus deinem Atem klingen.“ Ich versuchte, dies als etwas ganz Normales abzutun und sagte: „Das ist doch nichts Neues. Das war schon immer da.“ Danach hörte er hin und wieder den Klang „So’ham, So’ham“, wenn ich schlief. Er kam dann immer ganz nah und versuchte herauszufinden, ob ich atmete oder nicht. Er hielt dazu seinen Finger an meine Nase. Er war dann stets überrascht, dass er das „So’ham“ hörte, obwohl ich nicht zu atmen schien. Kondama Raju hatte also einige Gotteserfahrungen.

Aus: “His Story – as told by himself”
Übersetzung: Sai Mira