Göttliche Unterweisungen
zu Füßen Sathya Sai Babas
Diana Baskin
„Wo bleibt das andere Buch?“ – fragte Sai Baba die Autorin einmal und erinnerte sie daran, was sie ihm einst versprochen hatte. Etwa 20 Jahre nach ihrem ersten Buch „Kostbare Erinnerungen“ erschien dieses „andere“ Buch endlich 2009. Diana Baskin blickt darin auf eine 40-jährige Verbundenheit mit dem Avatar unserer Zeit zurück, in der sie viele Jahre zu seinen Füßen leben durfte. Sie schreibt:
„Wenn ich zurückblicke, stelle ich fest, dass ich so viel gelernt habe, dass ich die Person, die ich einmal war, gar nicht mehr wiedererkenne. Aber wenn ich nach vorne schaue, scheinen sowohl der Weg als auch die Lektionen endlos zu sein.“
Sie und ihr Mann hatten immer wieder Gelegenheit, an Interviews teilzunehmen und so Sai Babas Unterweisungen für sich selbst und auch für andere mitzuerleben. Akribisch notierten sie alle Unterredungen und zeichneten selbst kurze Kontakte während des Darshans oder auf der Veranda vor dem Interviewraum auf, die ihnen tiefgreifende Erkenntnisse ermöglichten und ihr Leben grundlegend veränderten. Diana Baskin verstarb am 23. August 2023 im Alter von 80 Jahren.
Format: 14,7 x 20,6 cm
220 Seiten, broschiert
1. Auflage 2024
Bestell-Nr. 1109
ISBN 978-3-96571-008-5
Der freie Wille
von Diana Baskin
Ihr könnt auf eurem Land anbauen, was ihr wollt, oder untätig sein und es brachliegen lassen. Ihr habt es selbst in der Hand, ob ihr den Untergang oder den Fortschritt herbeiführt. Die Werkzeuge liegen in euren Händen; ihr könnt die Fertigkeiten erlernen und die Fesseln sprengen und entkommen, aber wenn ihr euch entscheidet, euer Leben in Sklaverei und Knechtschaft zu verbringen, wer kann euch dann retten? Gebt nicht dem Schicksal die Schuld. Der Status im gegenwärtigen Leben wird durch euer Handeln im vorherigen Leben bestimmt.
Sathya Sai Baba
Als Swami Robert sagte, dass er, solange er mit seinem Körper und Mind identifiziert sei, seine eigenen Entscheidungen treffen müsse, brachte Er indirekt das Thema des freien Willens und die Erklärung seiner Grenzen zur Sprache.
Anhand der Analogie einer Kuh, die an einem Seil angebunden ist, erklärt Swami, dass unsere Freiheit in ähnlicher Weise begrenzt und durch die Länge des Seils bestimmt sei. Das Seil symbolisiert unser Gefühl der Dualität und die Identifikation mit dem Körper. Solange wir an den Glauben gebunden sind, dass wir der Handelnde sind, bleiben wir an das Seil gefesselt und müssen entsprechend handeln, indem wir die Verantwortung für unsere Handlungen übernehmen. Solange wir glauben, dass wir von Gott getrennt sind, müssen unsere Gedanken, Worte und Taten mit unseren Überzeugungen in Einklang gebracht werden, damit wir mit Integrität handeln können. Solange wir unser Gefühl der Trennung oder der Dualität nicht überwinden und uns auf Gottes Willen ausrichten, können wir nicht wahrheitsgemäß sagen, dass alles Gottes Wille ist, und gleichzeitig Handlungen auf der Grundlage unseres eigenen Willens vornehmen. In nicht-dualen Begriffen zu denken und zu sprechen, aber in Trennung oder Dualität zu handeln, ist ein Missverständnis, das auf die Vermischung von Bewusstseinsebenen zurückzuführen ist.
In unserem Bewusstseinszustand der Dualität kann es sehr verwirrend sein, zu versuchen, die Lehren des Advaita (Nicht-Dualität) anzuwenden. Wir müssen verstehen, dass es sich um zwei völlig unterschiedliche Bewusstseinsebenen handelt; was auf der einen Ebene gilt, muss nicht notwendigerweise auch für die anderen gelten.
Im Bewusstseinszustand der Non-Dualität gibt es keinen freien Willen, da dieser an Gott übergeben wurde. In diesem Fall lenkt Gott unser Leben und wir halten uns an Seinen Willen. Aber auf der Ebene der Dualität, in der wir in einem gewissen Maß in Freiheit funktionieren und uns verhalten, wäre es unwahr, zu sagen, dass Gott unser Leben lenkt.
Wir haben einen freien Willen, aber so, wie die Kuh durch das Seil begrenzt ist, sind wir begrenzt und gezwungen, innerhalb der Parameter von Gottes Gesetzen zu bleiben; göttlichen Gesetzen, die automatisch und unpersönlich funktionieren. Wenn du von einem Baum fällst, geschieht das aufgrund des Gesetzes der Schwerkraft und nicht, weil Gott wollte, dass du verletzt wirst. Wenn wir Gutes säen, ernten wir Gutes, nicht weil Gott uns belohnt, sondern weil das Gesetz des Karmas wirkt. Wenn wir andere betrügen, werden wir aufgrund unserer Handlungen schließlich selbst betrogen, nicht weil Gott uns bestraft. Die göttlichen Gesetze sind vollkommen gerecht und unparteiisch, weil die Quelle, die sie geschaffen hat, vollkommene Liebe ist. Diese göttlichen Gesetze sind die Grundlage des Universums, das wir wahrnehmen, und auch unseres eigenen Lebens. Sie wurden zu unserem Besten geschaffen, und ihr Zweck ist unser Wachstum und unsere Entwicklung. Die universellen Gesetze können auch als der Wille Gottes in Aktion definiert werden. Der Gehorsam gegenüber diesen Gesetzen ist die höchste Form der Ethik.
Dualität und Nicht-Dualität
Solange wir uns im Bewusstseinszustand der Dualität befinden und von dem Zustand des Einsseins getrennt sind, haben wir Freiheit und einen freien Willen. Aber mit dieser Freiheit kommt die Verantwortung für die Folgen unseres Handelns, und es gelten die göttlichen Gesetze, wie das Gesetz des Karmas. In einem dualen Bewusstseinszustand begehen wir den Fehler, die Folgen unserer Handlungen (wie auch die anderer) dem Willen Gottes zuzuschreiben und damit die Verantwortung zu verlagern, Korrekturen zu vermeiden und Passivität zu fördern.
Wir hören oft, dass Menschen ihr „Schicksal“ beklagen, wenn ihnen unangenehme Ereignisse widerfahren, als ob sie ein unsichtbares Gremium von Richtern willkürlich und zu Unrecht verurteilt hätte. Swami sagt uns: „Die Handlungen des Menschen bestimmen sein Schicksal.“ Es ist wichtig, zu verstehen, dass das Schicksal vollständig in unseren Händen liegt. Wir allein haben die Macht, das zu erschaffen, was wir „Schicksal“ nennen, das in Wirklichkeit die Wirkung des Gesetzes des Karmas ist. Da uns die Erinnerung an unsere Handlungen in früheren Geburten fehlt und wir die Bedeutung unserer Handlungen in diesem Leben nicht verstehen, ist es oft schwierig, Gerechtigkeit in unseren Umständen zu sehen. Wenn wir Fortschritte machen wollen, ist es jedoch unerlässlich, dass wir an die absolute Vollkommenheit und Gerechtigkeit des göttlichen Gesetzes glauben.
Eine poetische Beschreibung des göttlichen Gesetzes findet sich bei Mikhail Naimy in seinem Buch Mirdad:
Der Mensch lädt sein eigenes Unglück ein und protestiert dann gegen die lästigen Gäste, weil er vergessen hat, wie, wann und wo er die Einladungen verfasst und verschickt hat. Aber die Zeit vergisst nicht, und die Zeit bringt jede Einladung zur rechten Zeit an die richtige Adresse, und die Zeit führt jeden Eingeladenen zur Wohnung des Gastgebers. Es gibt keine Zufälle in Zeit und Raum. Aber alle Dinge werden durch den Willen des Alls geordnet, der sich in nichts irrt und nichts übersehen kann.